Kann eine App die Ausbreitung von COVID-19 eindämmen?
Was ist von den vorgeschlagenen Tracing-Konzepten zu halten und wie funktionieren diese?
Was ist das Ziel einer Corona-Tracing-App?
Eine solche Tracing-App soll insbesondere den Gesundheitsämtern helfen, Infektionsketten nachzuverfolgen und schlussendlich zu durchbrechen. Sobald Ansteckungen einfacher und schneller nachverfolgbar sind, können Nutzer umgehend gewarnt werden, wenn sie sich in der Nähe infizierter Personen aufgehalten haben. Aktuell ist auf dem deutschen Markt jedoch noch keine entsprechende App verfügbar.
Wie funktioniert die App von technischer Seite aus?
Das Mobiltelefon des App-Nutzers verbindet sich via Bluetooth automatisch mit in der Nähe verfügbaren Geräten. Die Signalstärke soll die Entfernung zwischen zwei Telefonen ermitteln. Bei einer kurzen Distanz werden außerdem per Bluetooth anonyme ID-Schlüssel ausgetauscht. Ein positiv getesteter Nutzer kann die Erkrankung in der App angeben. Über einen Abgleich der ID-Schlüssel lassen sich daraufhin die Nutzer benachrichtigen, welche sich in der Nähe der infizierten Person aufgehalten haben. Der Abgleich der Personendaten soll ausschließlich auf den Mobilgeräten der App-Nutzer stattfinden und nicht zentral auf einem Server. Um Missbrauch vorzubeugen, sollen die Gesundheitsbehörden die eingegangenen Infektionsmeldungen bestätigen müssen.
Zwar haben andere Länder wie China, Indien oder Südkorea bereits Tracing-Apps entwickelt, diese kommen jedoch allein schon aus Datenschutzgründen nicht infrage. Es werden persönliche Daten erfasst sowie der Aufenthaltsort bestimmt.
Was bedeutet DP-3T-und PEPP-PT?
DP-3T vs. PEPP-PT: Braucht man für die Auswertung und Speicherung der Kontaktverfolgungsdaten einen zentralen Server? Lässt sich dies nicht alternativ dezentral über die Mobilgeräte der App-Nutzer umsetzen?
Bei beiden Konzepten geht es darum, dass die eine installierte App mit Hilfe von Bluetooth Low Energie permanent flüchtige IDs versendet und die IDs anderer Nutzer empfängt. Diese IDs werden lediglich lokal auf den Smartphones gespeichert und nach einer bestimmten Zeit wieder gelöscht. Ebenfalls werden je nach Konzept Zeitangaben des Kontakts und weitere Daten, jedoch keine Standortdaten, gespeichert. Doch, was passiert nach einer Infektion mit den Daten der Nutzer und welche Daten werden auf einen zentralen Server hochgeladen?
Wie verhält es sich mit dem Datenschutz?
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn kündigte an, „den Einsatz einer konsequent dezentralen Softwarearchitektur“ für die Anwendung einer Corona-App in Deutschland vorantreiben zu wollen. Die Nutzung der App soll auf Freiwilligkeit beruhen. Gleichzeitig sind Datenschutz und IT-Sicherheit zu gewährleisten.
Wer ist in Deutschland für die Entwicklung zuständig?
Auf Entscheidung der Bundesregierung hin, sind für die Entwicklung die Deutschen Telekom sowie der Software-Konzern SAP zuständig. Die Fraunhofer-Gesellschaft und das Helmholtz-Zentrum CISPA sollen in beratender Funktion zur Seite stehen.
Die Rolle von Google und Apple
Google und Apple entwickeln gemeinsam eine Technologie, welche die Dauer und die Entfernung zweier Geräte voneinander misst. Des Weiteren kümmern sie sich um die Erzeugung, den Austausch sowie den Abgleich der Krypto-Schlüssel. Diese IDs sollen ca. alle 15 Minuten wechseln, um eine Nachverfolgung einzelner unmöglich zu machen.
Wann ist konkret mit der App zu rechnen und wie stehen die Chancen auf Erfolg?
Laut Expertenäußerungen ist vor Mitte Juni nicht mit einer Veröffentlichung zu rechnen. Eine Epidemie kann, nach einer Studie der Universität Oxford, gestoppt werden, wenn 60 Prozent der Bevölkerung eine solche Tracing-App verwenden und ihren Empfehlungen folgen. Positive Auswirkungen sollen nach Prognosen jedoch auch schon bei einer niedrigeren Nutzungsrate bemerkbar sein.